Aloha x3 Ja... ich schreibe gerne und viel und das ist eines meiner neusten Werke. Der Titel ist "Erdbeereis", der eventuell noch etwas Überholbedarf hat... mal sehen xD
LIEBEN ist schön. Aber jemanden wie Claire zu lieben… jemanden wie sie zu lieben, war perfekt. Ein Mädchen zu lieben, die einen mit ihrem Lächeln umhauen konnte. Ein Mädchen zu lieben, die so unbeholfen war, dass es sie zu dem süßesten auf dieser Welt machte. Claire war der Inbegriff von Harmonie. Ich hatte so ein Glück sie zu lieben. So ein Glück von ihr geliebt zu werden.
Prolog:
,,Willst du die ganze Zeit da stehen und mich anstarren?“, ihr freches Kichern war Melodie in meinen Ohren und ich griff nach ihrer Hand. Sie hob ihr Kinn, um zu mir aufzusehen, wobei ihr die braunen Locken aus dem Gesicht fielen, ihre orangen Augen, die mich immer an die Blätter im Herbst erinnerten, strahlten jedes Mal, wenn sie mich ansah und meinen Blick suchte. ,,Du weißt, dass ich nichts anderes kann, als dich anzusehen, Liebling.“, mit einer einzigen Bewegung hatte ich sie zu mir gezogen und hob ihr Kinn noch ein Stück. Sie biss sich auf die Unterlippe, eine kleine Geste, die sie immer tat, wenn wir uns so nah waren. Aber genau diese löste ein Verlangen in mir aus, welches selbst nach drei Jahren immer noch so stark war, wie am ersten Tag. Vielleicht auch stärker. Sanft beugte ich mich runter und kostete ihre vollen Lippen: ,,Ich liebe dich, Claire.“, flüsterten meine Lippen an ihre. Mir war klar, dass ich sie immer lieben würde - egal was passieren würde. Jemanden wie Claire würde man nirgends mehr finden und ich hatte so ein Glück sie gefunden zu haben. ,,Und ich liebe dich, Evan.“, noch immer hauchte sie diese Worte so leise in mein Ohr, dass sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper ausbreitete. Plötzlich schwang die Tür auf und ein Mann trat in das Zimmer: ,,Tut mir leid, Sie stören zu müssen, aber es wird Zeit.“ Die Trauer das Abschieds trübte ihre wunderschönen Augen und auch ich fühlte mich erdrückt von dem Gefühl, dass da auf einmal nicht nur Claire und ich waren, sondern alles, was ich vergessen konnte, wieder da war. Wir waren im städtischen Krankenhaus, Claire hatte schon ihre OP-Kleidung an und ich war zu ihr gefahren, um sie vor ihrem Eingriff noch mal zu sehen. Der Geruch nach Desinfektionsmittel stach wieder in meiner Nase. Und der Mann richtete seinen Kittel. ,,Entschuldigen Sie“, ich drehte mich zu dem Arzt um: ,,Aber könntet Sie mir nur noch ein letztes Mal erklären, was auf uns zu kommt?“ Verständnisvoll lächelte mir der ältere Herr zu und setzte sich auf den Stuhl, der im Krankenzimmer stand: ,,Ihre Lebensgefährtin brauch eine neue Herzklappe, da ihre alte durch den Herzinfarkt vor zwei Wochen leider stark beschädigt wurde. Nun besitzt sie einen Herzschrittmacher, den sie aber auch nicht auf Dauer behalten kann.“ Der Herr versuchte sachlich zu bleiben, dass wusste ich. Aber ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Claire wurde mit einem Herzfehler geboren, das wusste ich. Nur wurde dieser in letzter Zeit zunehmend schlimmer: in den letzten zwei Jahren musste sie sich immer wieder neuen Eingriffen stellen und in dieser Zeit brauchte sie drei neue Klappen. Eigentlich hätten die Ärzte es schon längst aufgeben, denn mittlerweile hatte sich so viel Narbengewebe gebildet, dass es einem Selbstmord glich, sich ständig einer OP zu stellen. Nur wenn der Vater Chefarzt der Chirurgie war, wurde natürlich alles versucht um die Tochter zu retten. Und dafür war ich ihm dann doch auf einer Seite ziemlich dankbar. ,,Die Eingriffe werden mit jedem Mal schwieriger und riskanter. Auch eine volle Chance auf Genesung wird sie nie haben.“, er hatte geredet und geredet, mir noch einmal alles bis ins Detail erklärt. Allerdings war es nicht so, dass ich keine Ahnung hatte von dem was sie machen wollten, im Gegenteil, eigentlich könnte ich die OP schon selber führen, so oft wurde es mir erklärt… ich hatte Angst. Wollte, dass der Arzt etwas sagte, was mich eventuell beruhigen könnte. Aber jedes Mal sagte er dasselbe. ’Jeder Eingriff hat seine Risken, selbst bei einer Blinddarm-OP kann der Patient sterben. Unsere Ärzte sind sehr kompetent. Sie werden ihr bestes geben.’ Für einen Außenstehenden mag es vielleicht nicht schlecht klingen, doch wenn man so was immer hörte, wusste man nach einer Weile, was diese Sätze bedeuteten. Noch einmal küsste ich Claire, küsste ihre Lippen, ihre Stirn, ihre Wange. Wieder schaute ich dem Bett hinterher, wie es im Fahrstuhl verschwand und wieder saß ich in der Eingangshalle des Krankenhauses, wartete und hoffte, dass ich bald erfahren würde, wie es ihr ging. Es war jedes Mal dasselbe. Ich saß hier, sah gefühlte Millionen Menschen rein und raus rennen. Wie immer werde ich tausend Mal gefragt, ob ich denn einen Wunsch hätte, was ich denn trinken wollte. Immer wieder lehnte ich mit einem freundlichen ’Nein Danke’ ab. Meine Gedanken drifteten wie jedes Mal ab. ,,Auf wen wartest du?“ Erschrocken fuhr ich zusammen und schaute zur Seite, ein kleiner Junge, vielleicht zehn, schaute mich an. Er saß neben mir auf dem Stuhl, lehnte sich richtig in diese ungemütlichen Dinger rein. Seine braunen Augen musterten mich neugierig. Seine in der Luft hängenden Schuhe zierten sich mit Unmengen an Superhelden, wobei ich überrascht feststellen musste, dass ich fast jeden davon kannte. ,,Ich… ich warte auf meine Freundin. Und du?“, ich wusste nicht, ob der kleine mir meine Verwunderung ansah. Aber ja, ich war es verdammt noch mal. ,,Meine Mama. Sie wird gerade opriert.“, schmunzeln musste ich schon, als er ’operiert’ zu ’opriert’ machte, sagte aber nichts dazu, denn irgendwie war es schon niedlich: ,,Sie hat was mit der Lunge, sagt der Arzt. Zu wenige Luftblasen. Jetzt sind sie mit ihr weggegangen, um ihr neue Luftblasen zu pusten.“ Okay, wenn es einen Preis für Niedlichkeit gab, dann hatte dieser Junge ihn verdient. ,,Was ist denn mit deiner Freundin?“ ,,Sie hat was mit dem Herzen.“, erklärte ich, allerdings sah ich an seinem Blick, dass er nicht verstand was ich meinte: ,,Es wird gerade repariert.“, ich kam mir dämlich vor. Aber das Kind fing an zu lächeln und nickte. Er verstand. ,,Hast du Angst?“, fragte er mich nach einer kurzen Pause ganz ruhig und schaute auf seine Superhelden. Mein Herz setzte schmerzhaft aus, als ich mich fragte, ob er verstand was hier vor sich ging. ,,Ja, die habe ich. Du auch?“, er nickte nur und kaute auf seiner Lippe rum. Plötzlich wirkte er nicht mehr so mutig wie vorher und ein Schatten fiel über sein junges Gesicht. Mir wurde klar, dass er auch öfter hier war. Verzweifelt überlegte ich, was ich tun könnte. ,,Wollen wir uns ein Eis holen, unten in der Cafeteria?“, war dann dass beste was mir einfiel. Früher konnte Eis bei mir alles retten und laut meiner Erfahrung war das bei allen Kindern so. Wie erhofft fing er an zu strahlen und hüpfte von seinem Stuhl. Sehr gut. Schnell sagte ich noch an der Rezeption bescheid, nicht dass irgendwer für den kleinen auftauchte und man nur sagen konnte er wäre mit einem Fremden weggegangen… Himmel nein! Wie würde dass denn aussehen? Auf dem Weg nach unten, griff er plötzlich nach meiner Hand und schaute mit großen Augen zu mir: ,,Meinst du meiner Mama wird es bald wieder gut gehen?“, schluckend sah ich zu ihm runter, suchte verzweifelt nach einer Antwort. ,,Wir gehen uns erstmal ein großes Eis holen.“, meinte ich super freundlich und konnte ihn anscheinend so von seiner Frage ablenken, denn im nächsten Moment fing er an loszurennen: ,,Wer als erstes da ist!“, rief er dabei lachend und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm nachzulaufen. Natürlich ohne ihn zu überholen. Unten angekommen kaufte ich uns Eis und fuhr mit dem Fahrstuhl und dem Jungen nach oben zurück. Wir setzten uns auf unsere alten Plätze, aßen unser Eis. Ich hatte ihn glücklich gemacht. Mit einem Eis. Klang blöd, aber ich war stolz auf mich. Ab und zu warf ich einen Blick auf den Jungen, der anscheinend nicht nur mit dem Mund, sondern mit seinem ganzen Gesicht dieses Erdbeereis aß. Aber das minderte nicht im Geringsten, wie niedlich er war. Und vor allem freute es mich, dass er jetzt an etwas anderes denken konnte, als an die OP seiner Mutter. Manchmal wünschte ich, dass es mir auch so leicht fallen würde, dass ein verdammtes Eis, mich von allem ablenken konnte, was gerade den Bach runter ging. Dass ich mir um nichts mehr Sorgen machen müsste. Ja, ich beneidete den Jungen. ,,Ich bin übrigens Evan.“, stellte ich mich vor. Schließlich haben wir das nicht gemacht in der Zeit, die wir hier schon saßen. ,,Joshua.“, meinte er und reichte mir seine Hand, die ebenfalls voller Eis war – jedoch reichte ich ihm lachend die Hand, die er dann schüttelte, als würde sein Leben davon abhängen. Es vergingen gefühlte Stunden, die Joshua und ich zusammen verbrachten und in dieser Zeit erzählte er mir alles aus seinem kurzen Leben: er war, wie ich vermutet hatte zehn Jahre alt und wurde bei sich Zuhause unterrichtet. Seine Mutter hieß Loreen und soweit er zurück denken konnte, waren sie fast jeden Monat im Krankenhaus. Stolz war er besonders darauf, dass er eine Vorwärstrolle konnte, wollte sie mir auch gleich zeigen (allerdings meinte ich, dass wir das hier nicht machen könnten, weil andere sonst eifersüchtig werden könnten – hat mich total verstanden der kleine). So ganz nebenbei hat er noch erwähnt, dass seine Mutter die letzte war, die er noch hatte. All das erzählte er mir, während er ganz gelassen mit irgendwelchen Hot-Weels spielte. Ich wusste nicht woran es lag, aber Joshua faszinierte mich immer mehr. Es war, als würde er es akzeptieren, dass seine Mutter sterben würde. Ja – er meinte, er hätte Angst… doch er redete mit seinen zehn Jahren so ehrlich darüber, dass ich mir wie der jüngere von uns beiden vorkam.
Irgendwann kamen zwei Ärzte zu uns und meinten, dass Loreen wach war und dass alles glatt gelaufen ist. Joshua könnte jetzt zu ihr. Neugierig beobachtete ich ihn, ich wollte sehen, wie er reagieren würde. Der Braunhaarige schloss die Augen und seine kleinen Schultern hoben und senkten sich kraftvoll. Eine Träne, nur eine einzige, zog ihre Bahn auf seiner linken Wange und viel auf den Spielteppich in der Eingangshalle. Dann öffnete er die Augen und ging mit den Ärzten mit zu seiner Mutter. ,,Danke für das Eis Evan! Ich bin sicher, deiner Freundin geht es auch bald besser.“,
Kapitel 1:
„730 Tage sind vergangen und ich sitze wieder an derselben Stelle, an der ich auch vor 730 Tagen saß. Ich schaue auf den grauen Stein, der weder dich, noch das was dich ausgemacht hat widerspiegelt. Auch nicht das, was wir hatten. 1095 Tage mit dir an meiner Seite. 3754 Tage ist es her, als ich dich zum ersten Mal sah. So viele schöne Stunden, die ich mit dir verbringen durfte, an denen ich dein Lächeln bewundern durfte. Der Schmerz hat nachgelassen, er ist nur noch stumpf. Aber das ist okay so. Er erinnert mich daran, dass das, was wir hatten echt war.“
Leere breitete sich in mir aus. Es war, als würde sie alles verschlingen… als würden all die Farben vor meinen Augen verschwimmen, um die Welt im kargen schwarz und grau zurück zu lassen. Ich schüttelte den Kopf, als ich den Zettel vom Block löste und ihn in einen Briefumschlag packte. Langsam erhob ich mich, es war so anstrengend, als hätte ich mich Jahre nicht mehr bewegt. Block und Stift verstaute ich in meiner Jackentasche, den Brief ließ ich unter den Blumen vor dem Stein liegen. Es tat weh zu gehen, wie jedes Mal. Doch sobald ich den Friedhof hinter mir gelassen hatte, spürte ich Erleichterung in meiner Brust. All die Kraft, die ich aufbringen musste, um hierher zu gehen, kam wieder. Alles ging, die Trauer, die Tränen – nur der dumpfe Schmerz blieb. Es hatte angefangen zu regnen, als ich in die U-Bahn-Station sprintete und durch die Kopfhörer in meinen Ohren, drang Billy Talent. Früher hatte ich mich immer genau auf die Worte konzentriert, die der Musiker sang, jetzt war es nur ein Mittel zum Zweck. Um die Umwelt abzuschneiden, um meine inneren Monolog zu übertönen. Was auch irgendwie funktionierte. Die Menschen in der U-Bahn scheinen es genauso wie ich zu sehen, hier unterhielt sich eigentlich nie jemand – außer man kannte die Person neben sich. Ich selbst unterhielt mich schon lange nicht mehr mit jemanden aus der U-Bahn…
»Vor 3754 Tagen… Ich war wie immer wieder viel zu spät aus meiner Wohnung gegangen, weil ich mich nicht für Schuhe (ja, wegen verdammten SCHUHEN!) entscheiden konnte, und so verpasste ich –wie zu erwarten- meine U-Bahn. So ein Mist aber auch! Ausgerechnet heute kam ich zu spät! Wütend über mich selbst kam ich völlig durchnässt in der Station an. Der Regen hatte mir gerade noch gefehlt… aber so was musste ja noch kommen. Regen, zu einem absoluten Dreckstag. Wunderbar. Selbst der Beat von OK KID konnte mich nicht beruhigen. In der Hoffnung irgendwie runter zu kommen, holte ich mir einen Haselnuss-Kaffee und stieg in die Bahn ein, fand glücklicherweise einen Platz – konnte vielleicht doch ein guter Tag werden. Ich musste erschreckend viele Stationen fahren und mir wurde übel bei dem Gedanken, dass ich zu spät zu meinem ersten Tag als Assistenzarzt im städtischen Krankenhaus kommen würde. ’Wirft ja n verdammt gutes Bild auf dich, Evan. Richtig KLASSE!’ Ich drehte die Musik lauter, in der Hoffnung die Stimme in meinem Kopf leiser zu stellen, was auch irgendwie klappte – trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie mich immer noch heimlich auslachte. Langsam begriff ich, dass es doch kein guter Tag werden würde, denn: a) es regnete draußen, als würde eine zweite Sinnflut über uns hereinbrechen; b) da wollte ich gerade einen Schluck meines göttlichen Getränks zu mir nehmen, da bremst diese scheiß U-Bahn so plötzlich, dass ich mir meinen Kaffee doch glatt über meine Klamotten gieße. Langsam reichte es echt. Verzweifelt schaute ich auf mein T-Shirt und meine Hose – ich mein, hasste mich diese Welt so dermaßen? Was sollte ich jetzt bitte tun?! Ich kam zu spät zur Arbeit und sobald ich da sein würde, hätte ich trotzdem noch unfreiwillig im Haselnuss-Kaffee gebadet. Plötzlich tickte mich jemand an und ich nahm mir die Kopfhörer ab. Langsam sah ich nach oben und hätte mir fast die Augen an einer Taschentuchpackung ausgestochen, aber –vorbildlich wie ich war- trug ich meine Brille (ohne die ich übrigens so gut wie blind bin) und diese rette dann doch mein linkes Auge. Eine junge Frau lächelte mich an. ,,Oh tut mir leid!“, rief sie erschrocken und zog die Packung weg, rammte somit ihren Ellenbogen in die Person hinter sich, die sie dann nur wütend anknurrte ob sie denn nicht aufpassen könnte. ’Verdammt, war die niedlich!’ Innerlich schrie mich meine innere Stimme an, ich sollte aufpassen was ich sagen würde, dass ich es nicht versauen sollte. Aber ehrlich gesagt wusste ich eh nicht was ich hätte sagen sollen, denn im nächsten Moment setzte sie sich auf den Platz neben mir. Und dann lächelte sie. Okay, ich glaubte wieder an Engel. Der Tag war gerettet, egal was heute passieren würde – nichts konnte dieses Gefühl mindern, welches sie mir mit diesem Lächeln gab. Neben mir hätte jemand tot umfallen können, jemand einen Schuss loslassen, eine Atombombe könnte hochgehen; da war nur sie. Es war als würde sie damit den trübseligen Nebel in meinem Kopf beseitigen. ,,E-Evan.“, stotterte ich vor mich hin, als wäre sie das erste weibliche Wesen, das ich gesehen hätte und reichte ihr die Hand. Wieder lächelte sie und meinte, sie würde Claire heißen. ,,Evan….“, murmelte sie und schaute auf die Taschentücher in ihrer Hand: ,,OH!“, quiekte sie: ,,Die wollte ich dir doch geben, hier. Damit kannst du das hier etwas abtupfen.“, sie deutete auf die Kaffeeflecken auf meinem Hemd und der Hose, allerdings konnte ich nichts sagen. Die Art und Weise, wie sie meinen Namen geflüstert hatte löste ein Kribbeln auf meiner Haut aus, was ich nicht deuten konnte. Noch nie hatte ich dabei so ein Gefühl. Verdutzt nahm ich die Taschentücher und die Stelle, an der unsere Fingerspitzen sich berührten, entstand ein Brennen und ich zog vorsichtig meine Hand weg. Wahnsinn. Ich musste mich zusammenreißen…! Es könnte sonst peinlich werden. Also fuhr ich mir durch die schwarzen Haare und versuchte die Flecken etwas zu schwächen… doch ich hätte genauso gut versuchen können einen Handstand zu machen, um dann so zur Arbeit zu laufen – beides absolut unmöglich. ,,So’n Mist aber auch.“, knurrte ich in mich hinein und schaute auf mich runter: ,,So kann ich doch nirgends hin…“ Erst als ich mich auf anderes als mein versautes Shirt konzentrieren konnte, bemerkte ich, dass sie mich ansah. Vorsichtig drehte ich also meinen Kopf und tatsächlich, sie schaute mich direkt an. Verwundert sah ich sie dann auch an und eine Stille entstand, die nicht mal das Geräusch der U-Bahn oder das Schnarchen des Typen hinter mir, füllen konnte. Ich schluckte und suchte nach den richtigen Worten. Was sollte ich jetzt bitte sagen? In meinen Kopf befand sich alles und gleichzeitig wieder nichts. Könnte sie ja was über das Wetter fragen, aber das wäre wohl das lahmste aus dem Fragenpool in meinem Kopf. Aber wirklich! ,,Tut mir leid – die Sache mit deinen Klamotten.“, kicherte sie und berührte mit ihren Fingern die Flecken auf meiner Brust als würde Claire sie zählen wollen. Scharf musste ich den Atem anhalten, als ich ihre Fingerspitzen durch den Stoff auf meiner Haut spürte und musste dringend an etwas anderes denken. Vielleicht das Sezieren in meinem Medizinstudium oder so… ,,Wo musst du denn hin?“ ,,Was?“, ich riss meinen Blick von ihren Fingern und schaute sie verwirrt an. Schämen sollte ich mich, wenn ich mir so vorstellte, wo ich diese Finger noch gerne hätte. Aber sie lachte nur wieder und dieses Geräusch ließ mich kurz alles vergessen: ,,Wo du hin musst, habe ich dich gefragt.“ ,,Ich… ehm… tut mir leid.“, nuschelte ich und sah kurz weg, als ich sie dann wieder ansah erklärte ich ihr alles: ,,Ich habe heute meinen ersten Tag als Assistenzarzt im Krankenhaus… bin schon so zu spät, weil ich meine blöde U-Bahn verpasst habe und jetzt werde ich vermutlich sterben, weil ich nicht nur zu spät komme sondern auch noch unmöglich aussehe.“ Ihr Blick wanderte von meinen Augen bis runter zu meinen Schuhen. Checkte sie mich gerade ab? Nicht, dass ich nicht dasselbe schon getan hätte, als sie mir mit ihren Taschentüchern beinahe mein Auge ausgestochen hatte… aber darum ging es ja nicht. ,,Oh… aber ich denke mal, mit einer vernünftigen Erklärung wird sich das schon gehen.“, die braunhaarige Frau neben mir klang so überzeugt davon, dass mir der Chefarzt nicht den Kopf abreißen würde, dass ich ihr wirklich glauben wollte. Aber ich hatte schon viel über den Mann gehört, der das Krankenhaus leitete. ,,Weißt du, da bin ich mir gar nicht mal so sicher. Die älteren Studenten, die ihre Assistenzzeit hier verbracht haben, erzählen nicht besonders gut von dem ’Drachen der Chirurgie’.“ In ihrem Gesicht regte sich was, aber es war zu schnell wieder lächelnd, als dass ich irgendwas hätte deuten können: ,,Wie soll dieser Typ denn so sein?“, lachte sie und schaute mich erwartungsvoll an. ,,Na ja, er soll halt ziemlich schrecklich sein. Sehr arrogant und schmeißt mit abfälligen Bemerkungen nur so um sich… eine Studentin hat er mal zum weinen gebracht. Hab’s selbst gesehen. War echt übel.“ Wieder war da diese Regung in Claires wunderschönem Gesicht und sie wandte den Blick ab. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Dabei wüsste ich nicht mal was ich nicht mal, was ich hätte sagen können. Doch als sie sich wieder zu mir drehte, lächelte sie. Also hatte ich nichts verkehrt gemacht? ,,Ich… meine Wohnung ist neben dem Krankenhaus, dort habe ich noch ein paar alte Hemden. Wenn du magst, kannst du kurz mitkommen und ich gebe dir eins.“, verwundert sah ich sie an. Sie würde einen fremden Kerl mit in ihre Wohnung nehmen? ,,Bist du dir sicher? Ich könnte ein Serienkiller sein und das mit dem Kaffee ist meine Masche.“, grinste ich sie verschmitzt an, wobei sie mich verwundert ansah. Das glaubte mir die Kleine doch nicht ernsthaft oder? Sie rutschte ein Stück von mir weg und erst jetzt bemerkte ich, dass unsere Schulter sich die ganze Zeit berührt hatten, meine Schulter fühlte sich auf einmal kalt an und ich vermisste den Kontakt, obwohl ich ihn gar nicht gespürt hatte. Wieder atmete ich schwer ein und sah sie einfach nur an, Claire tat dasselbe. Diese Augen… sie erinnerten mich an den Herbst, an den Sonnenuntergang… an alles was ich liebte. Mein Mund wurde trocken und ich schluckte. Wie lange war es her, dass jemand so eine Wirkung auf mich hatte? Doch wenn ich mich recht erinnerte hatte ich so was noch nie gespürt. Plötzlich lachte sie und knuffte mir in die Schulter, der Moment war vorbei: ,,Na dann hatte ich wenigstens ein schönes Leben. Außerdem, welche Frau möchte nicht von einem so gut aussehendem Mann umgebracht werden?“, fragte sie und ihre Augen blitzen frech. ,,Dann muss ich aber sehen, wie es in meinen Terminkalender passt, die Frauen melden sich schon an, um von mir unter die Erde gebracht zu werden.“, lachte ich rau und freute mich insgeheim wie ein Kleinkind, weil sie gesagt hatte, dass ich gut aussehe. ,,Okay, nur hoffe ich, dass du jetzt Zeit hast damit ich dir wenigstens ein neues Hemd geben kann.“, kicherte sie und strich sich eine ihrer braunen Locken hinters Ohr. Wie gerne ich doch der jenige gewesen wäre. Als ich dann einwilligte mit in ihre Wohnung zu gehen stiegen wir dann auch bald aus. Auf dem Weg erzählten wir über so gut wie alles, Claire fragte mich über mein Studium aus und ich fragte sie, was sie denn machen würde. Daraufhin erklärte sie mir, dass Claire eigentlich Lehramt studieren wollte, doch dass es da Komplikationen gab und deshalb studierte sie jetzt Biologie. Noch bevor wir ihre Wohnung betraten entschuldigte sie sich wegen der Unordnung, die dort angeblich herrschte. Lachend tat ich ihre Sorge ab, denn meine Wohnung sah auch nicht besser aus. Im Gegenteil – ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus, als sie mir die Tür öffnete und ich hinein trat. ,,Wow…“, krächzte ich: ,,Also meine Wohnung sieht definitiv unordentlicher aus, als deine.“, bei mir standen nämlich noch jede menge Umzugskartons herum, die nur zur Hälfte ausgepackt werden (was übrigens auch der Grund war, weshalb ich zu spät kommen würde). Verlegen lächelte sie: ,,Ach, das ist gar nichts. Ich… ich hole dir eben ein Hemd.“, damit verschwand sie in einer Tür, von der ich glaubte sie würde in ihr Schlafzimmer führen. Oh was würde ich dafür geben, genau das herauszufinden. Alles klar, ich musste mich wirklich ablenken, bevor ich ihr noch wie ein wirklicher Serienkiller folgen würde. Also beschäftigte ich mich mit den Dingen, die sich in der Wohnung befanden. Laut ihren Fotos war sie single, denn auf keinen der Bilder entdeckte ich einen Mann, der diesem Status gleich kommen würde. Und dann sah ich diese Medikamente und wollte schon die kleinen Döschen in die Hand nehmen, als Claire plötzlich wiederkam und ich mich hastig umdrehte. ,,Wenn ich es nicht besser wüsste, würde es so rüber kommen, als hättest du in meiner Unterwäsche gewühlt.“, lachte sie, wobei das Lachen noch stärker wurde, als ich peinlich berührt errötete: ,,Hier, das Hemd.“, die junge Frau warf mir meine Rettung zu und drehte sich dann um. ,,Was… was machst du da?“, verwirrt schaute ich sie an. ,,Ich drehe mich um, damit du dich umziehen kannst.“ Ein paar blinzelte ich, bis ich dann verstand, dass sie mich vielleicht gar nicht ohne Oberteil sehen wollte. Verletzte mich das jetzt? Ein wenig. Kränkte doch schon meinen männlichen Stolz – denn hey! So schlecht sah ich gar nicht aus. Claire drehte sich mit einen Kichern erneut um und so konnte ich mich doch nicht vor ihr ausziehen. Das klebende Shirt zog ich vorsichtig über meine breiten Schultern und drehte mich dann ebenfalls mit dem Rücken zu ihr. Ich hatte dort zuvor einen Spiegel entdeckt und wollte sehen, ob ich mich irgendwo verbrüht hatte. Erstarrt hielt ich an und bemerkte erst jetzt, dass auf der anderen Seite auch ein Spiegel war und das Mädchen genau in diesen schaute. Sie wollte mich die ganze Zeit heimlich abchecken. Sie war gut… der Plan hätte von mir stammen können. Als die Kleine dann bemerkte, dass ich sie gesehen hatte, wurde sie rot und wandte schnell den Blick ab. Jedoch sagte ich nichts und zog mir das Hemd an. ,,Du… sag mal, von wem ist denn das Hemd? Von deinem Freund?“ ,,Oh nein, ich habe keinen Freund.“, ihre Aussage kam so schnell, dass ich mir das Lachen verkneifen musste, sie war niedlich, wirklich: ,,Das ist ein altes Hemd von meinem Vater.“ Oh. Mein. Gott. Ich trug ein Hemd von ihrem VATER. ,,Ach sooo… und dieser Vater wird mir nicht gleich den Kopf abreißen oder irgendwo aus einem Schrank springen?“ Wieder lachte sie und so langsam hatte ich das Gefühl, dass genau dies – sie zum Lachen zu bringen – meine Aufgabe war. Sie lachte so herzlich, dass sie nur den Kopf schütteln konnte. Verdammt, ich liebte es, wenn sie lachte. Es war eines dieser echten, ehrlich Lachen – wo das ganze Gesicht mit eingespannt war. Einfach nur wunderbar. ,,Ich sollte jetzt gehen.“, hauchte ich, als ich mich wieder zu ihr umdrehte und sie dasselbe tat. ,,Ehm… ich könnte dich begleiten, ich muss nämlich auch ins Krankenhaus.“ Ich wollte nicht fragen, weshalb und warum sie auch ins Krankenhaus musste, denn eigentlich ging mich das ja nichts an. Aber ich konnte mir denken, dass es etwas mit den mysteriösen Medikamenten zu tun hatte, die auf dem Küchentresen standen. Wenn sie wollte, dass ich es wissen sollte, würde Claire schon von alleine auf mich zu kommen. Dachte ich. Jedenfalls gingen wir zusammen Richtung Krankenhaus und wieder unterhielten wir uns über belanglose Dinge. Ich erfuhr, dass sie einen Hund hatte, als sie zehn war. Er hatte nie einen Namen, war aber ihr ein und alles. ,,Wenn ich mich recht erinnere hat er später auf ’Köter’ gehört, weil mein Papa ihn immer so genannt hat.“, sie lächelte wieder, aber ich konnte auch sehen, dass diese Erinnerung weh tat. Es bedeutete mir viel, dass sie mir von ihrer Vergangenheit erzählte – schließlich war es nicht selbstverständlich, dass man jemanden den man gerade erst kennengelernt hatte, etwas intimes aus der Vergangenheit vorstellte… oder lebte ich einfach nur hinterm Mond und hier erzählten sich Fremde ständig so was?! Ich gab mir Mühe mir darüber nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, denn im Endeffekt war es eh nichts Besonderes und ich bildete mir einfach nur irgendwas ein. Stattdessen überlegte ich mir, was ich meinen Chef sagen sollte… schließlich kam ich schon fast eine Stunde zu spät. Ich hoffte nur, dass er mich nicht zum Heulen bringen würde, wenn Claire dabei war. Würde sonst noch viel peinlicher werden! ,,Du bist nervös, oder?“, sanft unterbrach sie meine Gedanken, als sie ihre Hand auf meine Schulter ablegte. Unerwartet der Berührung, zuckte ich zusammen und augenblicklich breitete sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus – ob sie sich auch so fühlte? Peinlich berührt über meine Reaktion, zog sie ihre Hand wieder weg und Leere, sowie Verlangen, füllten meine Sinne: ,,Schon okay.“, raunte ich und versuchte sie anzulächeln. Bald waren wir zum Glück im Krankenhaus angekommen und somit konnte ich aus der extrem peinlichen Situation flüchten – und so wie ich mich kannte, vermutlich gleich in die nächste reinrutschen.. Heute blieb mir nichts erspart. Wir betraten die Eingangshalle und mir sackte das Herz in die Hose, als ich den Chefarzt erkannte, der wütend auf und ab marschierte. Er hatte auf mich gewartet. Kacke. Der Mann entdeckte mich, schaute erst mich und dann Claire an und ich hatte das Gefühl, dass sein Blick noch dunkler wurde. Oh scheiße. Wie ein Raubtier stolzierte er auf uns zu und ich hatte den Drang mich klein zu machen, vielleicht sollte ich mich einfach hinter Claire verstecken. Nein, heute würde ich mich mal ausnahmsweise nicht hinter einer Frau verstecken. ,,Ah… Herr Chatow – schön, dass Sie uns auch endlich beehren.“, seine Stimme war wie Eis, sie ließ mich erzittern und mein Hals wurde trocken. Wie konnte ein Mann nur so einschüchternd sein?! ,,Ich-“, hob ich an, als Claire plötzlich dazwischen sprach: ,,Tut mir leid, ich hatte ihn in der U-Bahn angerempelt und er hatte sich Kaffee übergeschüttet. Ich habe ihm dann geholfen, dass er sich vor der Arbeit sauber machen konnte. Tut mir leid, Daddy.“ Erschrocken weiteten sich meine Augen. DADDY?!
Ja... das war's auch erstmal, gerade bin ich dabei das zweite Kapitel zu schreiben, wenn ich neben der Schule die Zeit dafür finde. ^^ Hoffe, es gefällt euch wenigstens etwas. :b